Pizzagestaltung


Die aktive Gedankenbildung bei der Pizzagestaltung

 

Mit einer aktiven Entwicklung der Beziehung zu den Nahrungsmitteln und der schöpferischen Gedankenbildung ist ein bewusstseinsformender Aspekt verbunden, der eine erneuernde, lebendige, aufbauende und vertiefende Entwicklung in unsere Küche, unseren Umgebung, unseren Umgang mit Ernährung und unsere Persönlichkeit bringen kann.

 

Wie das praktisch aussehen kann, möchte ich hier gerne anhand eines Beispieles ausarbeiten.

 

Stellen wir uns einmal vor, dass wir gebeten werden eine Pizza zu bereiten. Die Grundidee, wir können hier sogar von der kollektiven Grundidee sprechen, die wir meistens haben oder zu einer Pizza vorfinden ist, dass wir einem runden, knusprigen, dünnen Boden mit Tomatensoße, etwas Gemüse und relativ viel Käse ausstatten. Wenn wir nun beginnen würden mit der Zubereitung der Pizza und von dieser Idee ausgehen und uns weiter darüber keine Gedanken machen würden, dann würde unsere Pizza wahrscheinlich ungefähr aussehen, wie oben beschrieben.

Wie könnte unser Zubereitungsprozess und letztendlich auch unsere Pizza denn aussehen, wenn wir unserer Pizza tiefere Gedanken zugrunde legen würden oder wenn wir uns beispielsweise fragen würden, was wir mit dieser Pizzazubereitung erschaffen wollen? Ein Gedanke, den Heinz Grill für eine Pizza beschrieben hat war der folgende: „Auf einen mineralischen Boden soll das Blütenhafte und Lichtvolle kommen.
 
Wenn wir uns eine derartige Pizza vorstellen, dann bemerken wir einerseits das Mineralische, das Feste, das Zentrierende und andererseits das Blütenhafte, das Farbige und das Lichtvolle, das die Sinne anregt und die Aktivität der Menschen mehr nach außen bringt und mit der Umgebung verbindet. Wenn wir eine Pizza aus diesem Gedanken und dieser Vorstellung heraus gestalten würden, dann könnte unsere Pizza zum Beispiel folgendermaßen aussehen:
 
Den Boden der Pizza oder das Feste könnten wir mit Vollkornmehl ausstatten oder mit Mehl, das noch alle wertvollen Mineralien enthält. Anstelle von Hefe könnten wir Buttermilch auswählen oder auch das Backferment, um den Teig zu lockern. Im Gegensatz zur Hefe tragen die Buttermilch oder das „Backferment direkt“, beide mit der Milchsäuregärung, eine Lichtqualität in sich. (Randnote: siehe Brotbroschüre)
 
Wir können den Boden dann weiter aus der Idee des Blütenhaften belegen und würden dann anstelle von zum Beispiel Tomatenmark oder -püree Karottenpüree nehmen. Im Vergleich mit der Tomate, die ein Nachtschattengewächs ist und sich während der Nacht entwickelt, entwickelt die Karotte die typischen Merkmale der Blume, nämlich das Farbige, das Süße, das Lichtvolle und aromatische bis in die Wurzel. Die orange Wurzel trägt hier neben der Inhaltsstoffe eine Lichtqualität und eine formgebende Kraft in sich, die die rote Tomate nicht in sich trägt. Das Karottenpüree kann hier noch weiter mit beispielsweise einigen wärmenden Kräutern, wie Basilikum, Thymian und Rosmarin bereichert werden. Alle Gewürze tragen als Hauptmerkmal das „Blütenhafte“ in sich, auch wenn sie sich im Blattbereich entwickeln wie z.B. das Basilikum, im Samenbereich wie z.B. Kreuzkümmel, im Wurzelbereich wie z.B. Ingwer oder selbst die Rinde und die Schale wie z.B. Zimt und die Zitrone. Die Qualitäten, die sich normalerweise in der Blütenregion entwickeln wie das Farbige, das Aromatische und das Süße, entwickelt sich bei den Gewürzen auf eine intensivere Art in anderen Pflanzenteilen und machen aus der Pflanze ein Kraut oder Gewürz.
 

Die Pizza können wir dann weiter vollenden mit einigen Brokkoli-Röschen, einigen rote Zwiebel-Ringen, einigen Oliven und eventuell etwas Quark. Wir könnten die Pizza auch mit z.B. Kürbispüree oder sogar Fenchelpüree anfertigen anstelle von Tomatenmark.

 

Auf diese Weise kann ein ganz neues Erleben einer Pizza entstehen. Man fügt der Pizza neue, tiefere Gedanken hinzu und gestaltet sie von diesen ausgehend.

 

Das Beispiel hier möchte die Tomate sicher nicht aus den Ernährungsmustern ausschließen, sondern eher anspornen bewusster damit umzugehen. Umso besser wir den Charakter, das Wesen und den dahinter stehenden seelisch-geistigen Gedanken der Tomate kennen lernen, desto besser können wir sie auch auf geeignete Weise zubereiten lernen.

 

Wir haben also einerseits die verschiedenen Zutaten oder allgemein die Nahrung und andererseits den Menschen mit seinem Bewusstsein, die im Kochprozess auf grandiose Weise zusammenkommen können. Wir fügen als Mensch zu den einzelnen Zutaten einen bewussten Gedanken hinzu und erschaffen von dort aus eine neue Form, in unserem Fall eine Pizza. Diese mentale Aktivität, die wir an dem herausgearbeiteten Beispiel mit der Pizza entwickeln lernen können, ist als eine Bewusstseinsaktivität zu verstehen, die unsere Bewusstseinskräfte lichtvoller macht und in eine geordnete Bewegung bringt.

 

Wenn wir schöpferisch aktiv werden indem wir uns den tieferen Gedanken zu der Pizza, die wir bereiten wollen, vorstellen, anstelle zum Beispiel ein Rezept einfach nachzuvollziehen, dann können wir uns aus unseren vielen Gewohnheiten erheben, die inzwischen auch in der Ernährung und im Kochen sehr verbreitet sind. Unsere täglichen Handlungen im Bereich des Kochens können anstelle von Gewohnheitshandlungen zu Tätigkeiten werden, die mehr aus lichtvollen und klaren seelisch-geistigen Gedanken und Vorstellungen geformt werden. Wir werden aktiver und die täglichen Handlungen werden dann wirklich aus einem neuen seelisch-geistigen Impuls durchdrungen und geformt, anstelle aus einer Gewohnheit oder dem Vertrauten.

 

Mit dem uns aus den meist tief verankerten Gewohnheitsmustern Erheben und dem schöpferischen Aktivwerden ist ein heilsamer Aspekt verbunden, der sehr verlebendigend und aufbauend auf die Lebenskraft und letztendlich auch bis in den Körper der Persönlichkeit hinein wirkt.

 

Heinz Grill beschreibt, wie diese heilsame Bewusstseinsaktivität entwickelt werden kann und wie sich dies dann weiter auswirkt in einer Zubereitung. Er beschreibt dies in seiner Broschüre „Die vier Äther im Brot“, die hier auch auf den Kochprozess übertragen werden kann, folgendermaßen:

 

„Indem der Bäcker beginnt, seine Idee, seine Vorstellung aufzugreifen und zwar bevor er an die Arbeit geht, bevor er mit den ersten handwerklichen Fertigungen in ruhiger Abgestimmtheit und mentaler Überlegung beginnt, bewirkt er bereits die erste Motivation, so dass die Feuerkraft des Brotes richtig angelegt wird.

 

Indem wir dann bei der Zubereitung lebendig Anteil nehmen, lebendig erwägen, beobachten, uns forschend in Beziehung setzten, bewirken wir den Licht-Luftprozess. Einen Seelenlicht-Luftprozess aktivieren wir bei uns selbst, der dann seinen Ausdruck in dem Prozess des Lichtäthers findet, der im Brot angelegt wird. So wirken wir mit unserer Seele hinein auf die Elemente, die im grobstofflicheren Bereich angelegt sind.“

 

In obenstehendem Text beschreibt Heinz Grill die Möglichkeit, die wir als Mensch haben, um aus unserem Ich unsere Bewusstseinskräfte zu steuern und zu ordnen und selber Lebens- oder Ätherkräfte aufzubauen, die sich dann in der Zubereitung ausdrücken.

 

Das Kochen kann auf diese Weise ein Lebensbereich werden, der anstelle einer Last oder einem Trott eine Möglichkeit bietet eine künstlerische Bewusstseinsaktivität zu entwickeln, die sich dann in unseren Zubereitungen und unserem Umgang mit der Nahrung ausdrückt.

 

Peter Vandermeersch.

 

Erika Richter : Übersetzerin.