Lebensmittelqualiät


Die innere Lebensmittelqualität und ihre Veredlungsmöglichkeiten durch die Kochkunst

 

Die gebräuchliche Art der Qualitätsbestimmung von Lebensmitteln ist die chemische Analysenmethode. Man erfasst mengenmäßig die Inhaltsstoffe wie Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und natürlich Wasser. Es werden Tagesmengen empfohlen, die zur Gesunderhaltung des menschlichen Organismus notwendig sind. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Methoden.

 

Eine Erweiterung der Qualitätsbestimmung liegt in den bildschaffenden Methoden, z.B. wie der Kupferchlorid-Kristallisation. Diese Methode fußt auf einem ganzheitlichen Prinzip, die über die chemische Substanzbestimmung hinaus die Lebendigkeit eines Lebensmittels, seine so genannte Vitalität oder innere Qualität, mit einbezieht. Die Frage nach dem lebendigen Ausdruck eines Lebensmittels möchte eine weitere, unsichtbare Dimension mit in die Betrachtungsweise ziehen. Diese innere Qualität wird mit der Art der Pflanze bestimmt. Weiterhin durch die Pflege des Menschen in der Landwirtschaft und in der weiteren Zubereitung durch die Kochkunst, determiniert.

 

Innere Qualität der Lebensmittel

Wie kann man sich die Lebendigkeit eines Lebensmittels vorstellen? Wie schmeckt und wirkt ein lebendiges, gut strukturiertes Lebensmittel und daraus zubereitete Nahrung? Aufschlussreich ist ein Vergleich zwischen einem frischen und alternden Lebensmittel. Es verliert beim altern seine Struktur, wirkt in sich zusammen gefallen, degenerativ zurückgezogen, nicht lebenskräftig strotzend, wie ein frisch geerntetes Lebensmittel! Die sinnesfreudige Wahrnehmung und Empfindung der inneren Qualität der Lebensmittel, spielt bei der Ernährung eine wesentliche Rolle. Diese Dimension möchte die Qualitätsbestimmung mit den bildschaffenden Methoden erforschen und anschaulich machen.

 

Die substanzbildenden, biochemischen Prozesse führen zum aufbauenden Wachstum der artspezifischen Pflanze. Doch wie lassen sich die vielen unterschiedlichen gestaltbildungen in der Natur erklären? Die Genetik im inneren des Samenkorn gibt hier die Impulse zum Werden einer Pflanze. Die physikalischen Kräfte wirken laut W. Heitler , die nur von einer Stelle aus in die Umgebung und können und daher keine gesamte Blattgestalt hervorrufen. So lässt sich der Gedanke leicht ableiten, dass im Pflanzenorganismus, gestaltbildende Kräfte mit zum Wachstum der Pflanze beitragen. Sie unterscheiden sich wesentlich von einem toten, unbelebten Organismus. Solche Gestaltbildenden Kräfte werden bei einer Pflanze als Ätherkräfte bezeichnet.

 

Ehrenfried Pfeiffer gilt ein großer Verdienst für seine pioniermäßige Forschertätigkeit bei der Entwicklung der Methode zur empfindlichen Kupferchlorid-Kristallisation. Er fragte Rudolf Steiner, der in seinen Vorträgen diese Bildekräfte erwähnte, nach einer Möglichkeit, diese sichtbar zu machen. Er bekam einen Hinweis auf eine Methode mit krisallisierenden Metallsalzen, die er mit 200 verschiedenen Substanzen erprobte. Er stellte fest, dass sich Kupferchlorid am besten zur Veranschaulichung der substratspezifischen Veränderungen von biologischen Substanzen eignet. Kupferchlorid ist ein mineralisch-kristalliner Stoff, der die eigene Kristallform aufgeben kann, wenn übergreifende Formbildungskräfte z.B. von Pflanzen oder Blut hinzugefügt werden.

 

Die gestaltbildenden Lebenskräfte bei einer Pflanze

Um die formbildenden Lebenskräfte in der Pflanze zu verstehen, scheint es nahe liegend, sich in einfacher Weise den Entwicklungszyklus und daran gebundene Empfindungen zu den Wachstumsphasen bildhaft, empfindungsmäßig vorzustellen.

 

Die Pflanze wächst im Jahreslauf und nimmt somit an den impulsgebenden Einflüssen aus dem Kosmos durch die Kräftewirkungen von der Sonne, Mond und weiteren Planeten, Sternen teil. Am Beispiel von Getreide kann man sich im vorliegenden Fall eine Vorstellung bilden.

 

Wenn ein Samenkorn im Herbst gesät wird, fängt es in der feuchten, kühlen Erde an zu keimen. Der Wurzelpol strebt sogleich zur Erdmitte und der Keimpol wächst an die Erdoberfläche. Die zarten Wurzeln verbinden sich intensiv mit der mineralischen Erde. Der zarte Spross durchbohrt die Erdoberfläche und bildet sein Blattwerk aus. In der weiteren Bestockung treiben weitere Sprosse büschelartig an das Tageslicht.

Im Winter, wenn anscheinend kein Wachstum durch die Kälte und Frost geschieht, findet eine intensive Durchwurzelung mit den warmen Erdschichten statt. Mit dieser Durchwurzelung verbindet sich die Pflanze mit den Mineralien der Erde. Bei diesem bedeutungsvollen, aber verborgenen Wachstumsabschnitt findet so ein inniglicher Austausch mit der Erde statt.
 
 

Im Frühjahr erwacht die Getreidepflanze mit sichtbar neuem Leben und bildet kraftvoll aufgerichtet, die grünen Blätter aus. Der Stängel wächst himmelwärts dem Licht entgegen. In den grünen Blättern findet die Assimilation statt. Ohne Licht würde dieser Prozess nicht funktionieren. Nach der fast unscheinbar verlaufenden Blütezeit und der Befruchtung erfolgt nun kein weiters Wachstum mehr. Die angelegten Getreidekörner füllen sich in der Ähre.

In sommerlicher Wärme beginnt die Reifezeit. Bei hohen Temperaturen findet eine intensive Sammlung im Inneren der Samenkörner statt, wenn sich die Zucker zur Stärke konzentrieren. Wenn das Getreidefeld golden leuchtet und das Korn reif ist, erfolgt die Ernte. Das Getreide steht nun in seiner einzigartigen, harmonischen Komposition, die in den Rhythmen des Jahreslaufs gewachsen ist, dem Menschen als Nahrung zur Verfügung.

Das Wachstum erfolgt im Zusammenspiel der Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Wandelnde Auf- und Abbauprozesse sind im Jahreslauf mit den Elementen bei den Bildungsprozessen der Pflanze verwoben
 
Im Herbst und Winter setzt sich die Wurzel mit dem mineralischen und dem Wasser im Erdreich auseinander. Im Frühling sind der Luft-/Lichtbereich beim Blattwachstum maßgeblich. Die Blüte lebt mehr in Licht und Wärme. Der Same und die Frucht reifen in der Wärme. Sonne und Licht wirken aus dem Kosmos auf das Pflanzenwachstum. Die irdische Basis wird vom Wasser und der mineralischen Erde gegeben. So wächst die Pflanze polar zwischen Erde und Kosmos. Besonders hervorzuheben ist der Kieselsäureprozess, der einen besonderen stellenwert bei der Gestaltbildung der Getreidepflanze einnimmt.
 
Sämtliche Kräfte, die zum Wachstum der Pflanze beigetragen haben, nimmt der Mensch mit der Nahrung zu sich. Ebenso ergibt bei der Kupferchloridkristallisation der Vitalzustand der Pflanze einen formbildenden Ausdruck im Kristallbild.
 
Diese Gestaltbildenden Kräfte werden in den geisteswissenschaftlichen Lehren als Ätherkräfte bezeichnet. Udo Renzenbrink beschreibt die vier Ätherarten folgendermaßen. Das mineralische Erdelement steht mit der Wurzel in Verbindung und wird mit dem Lebensäther benannt. Das wässrige Element drückt sich im saftigen, grünen Blattwachstum aus und wird mit dem chemischen Äther bezeichnet. Das Luft-/Lichtelement zeichnet die Blüte aus und wird mit dem Lichtäther bezeichnet. Das wärmehafte Element führt zur Reife der Früchte und der Bildung der Samen und wird mit dem Wärmeäther benannt.
 

Die Methode der empfindlichen Kupferchlorid-Kristallisation

 

Von der praktischen Seite her, wird von jeder Probe ein wässriger Auszug mit einer bestimmten Menge Kupferchlorid in Kristallisationsschalen unter standardisierten Bedingungen zum Auskristallisieren gebracht.

 

 

Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse ist ein wichtiger Punkt bei den bildschaffenden Methoden. Im Kristallisationsverlauf bilden sich grüne Kristallnadeln aus. Die Anordnung der Kristalle im Prozess vom flüssigen zum festen, kristallinen Zustand wird von den Lebenskräften der biologischen Lösungssubstanz gebildet.
 
Auf diese Weise werden die Gestaltbildenden Kräfte sichtbar und zeigen durch die Kristallanordnung den momentanen Vitalzustand. Diese Anordnung erlaubt einen Rückschluss auf die innere Lebensmittelqualität.
 

Zu einer gesamten Untersuchungsreihe gehört nach meinem Verständnis eine „empfindsame Beziehungsbildung“ zur Pflanze, zur Probe, zur Kristallisation, wie sie zuvor in kurzen Zügen am Entwicklungszyklus von Weizen beschrieben wurde. Bei der weiteren Verarbeitung der Probe führt weiterhin deren aufmerksame Beobachtung zur Beziehungsbildung. Wie wirkt die Probe auf mich? Wie schnell zeigen sich Veränderungen? Auf diese Weise erfolgt eine feinfühlige, empfindsame Annäherung zu den verschiedenen Proben.

 

Interpretation der Kupferchlorid - Kristallbilder

 

Unter welchen Gesichtspunkten kann man ein Kristallbild betrachten?

Am Anfang steht die Frage nach der Harmonie beim Gesamteindruck. Man lässt die Kristallbilder auf sich wirken.

 

Erscheint das Kristallbild in sich verbunden? Lässt sich eine Einheit und eine rhythmische Ordnung erkennen? Wie stellt sich das Zentrum dar? Gibt es ein oder mehrere Zentren? Hat es eine Hohlform ausgebildet? Wie sieht die Mittelzone aus? Ist die Textur gegliedert, symmetrisch? Ist die Kristallstruktur dicht, fleckig, grob, fein, rein? Wie ist die Verzweigung der Kristallnadeln? Dehnt sich das Kristallbild bis zur Randzone aus?

 

Wie empfindet man das Kristallbild?

Kommt es mir entgegen? Wirkt es jung frisch dynamisch? Oder eher zurückgehalten und geschlossen? Schwach? Kräftig? Öffnend oder abschirmend? Alternd? Abbauend? Strahlkräftig? Wie ist die Koordination der Kristallnadeln?

 

Es geht um eine möglichst urteilsfreie Betrachtung der Kupferchlorid –Kristallbilder, man bemüht sich um einen wertfreien Eindruck, der immer wieder neu gebildet wird. Es zählt nicht um eine Einteilung in „gut und schlecht“, sondern wie etwas wirkt. Die Methode ist eine vergleichende und kann in eine Gewichtung von „mehr oder weniger“ bestimmter Eigenschaften tendenziell gesehen werden.

 

Es entsteht bei der Betrachtung eine Empfindung zu der arttypischen Nadelkonfiguration einer Probe. Dazu tritt die Empfindung, die eine Beziehung zu der inneren Qualität eines Lebensmittels/Speise ermöglicht z.B. für die abbauend und aufbauend wirkenden Kräfte in dem Kristallbild.

 

Forschungsfrage:

Was bewirken die drei Gewürze, Ingwer, Vanille und Zimt in Beziehung zum gekochten Reis?

 

Kristallbild: "Reis gekocht"

Bei diesem Kristallbild zeigen sich mehrere Zentren. Ein Phänomen, das oft bei gekochtem Getreide beobachtet wird. Teilweise verlaufen die Nadelzüge von den Zentren moosartig und somit wenig ausdifferenziert. Die Glasplatte ist von Kupferchloridnadeln bedeckt. Sie sind unregelmäßig, zum Keimzentrum sind die Nadelzüge dick und verstrahlen dann sehr dünn und feinnadelig zu dem Randbereich. Das Nadelgefüge des Kristallbildes wirkt insgesamt flächig und plan. Durch den moosartigen Charakter einzelner Nadelkonfigurationen zeigt es sich auslaufend und somit an dieser Stelle wenig geformt.

Kristallbild „ Reis gekocht und gewürzt“

 

Das Bild zeigt einen harmonischen Gesamteindruck. Die einzelnen Zentren wirken zentriert. Insgesamt zeigt sich eine feine und leichte Verstrahlung. Diese wirkt geordnet und miteinander verbunden. Es zeigt sich somit gut koordiniert. Vom empfindungsmässigen Eindruck her, scheinen einem die einzelnen Zentren entgegen zu blühen.

 

Bildserie 2 Buttermilch

Zeigt sich im Kristallbild von Buttermilch ein veränderter Ausdruck durch eine Handbearbeitung?

 

Kristallbild von der Buttermilch

 

Dieses Kristallbild zeigt ein gut ausgebildetes Zentrum mit einer paarigen Hohlform, die annähernd kreisförmig ist. Dieses wirkt recht offen und wirbelartig. Die Verstrahlung der einzelnen Nadelzüge ist sehr gut koordiniert. Die Nadelzüge verlaufen bogig, aufgefächert bis zum Rand des Kristallbildes. Durch seine klare, langnadelige Verstrahlung bis zum Rand drückt sich eine vitalkräftige Struktur aus.

 

 

Kristallbild von der Buttermilch handverarbeitet

 

Hier wurde die Buttermilch mit der Hand 15 Minuten rhythmisch gerührt. Im einzentrigen Kristallbild sieht man eine paarige Hohlform. Die Nadelzüge verlaufen von diesem Bildzentrum aus in recht geraden, straffen Linien bis zum Rand. Die kräftige Durchstrahlung wirkt gut differenziert und steht in einer guten Koordination. Das Bild wirkt zentriert und gut geordnet.
 
 

Kristallbild vom Ingwer

 

Bei diesem Bild fallen einem sogleich die rautenförmigen Anordnungen der einzelnen Kristallzentren auf. Es wirkt äußert gut zentriert und zeigt ein äußert feines Nadelgefüge. Die Verstrahlung ist äußert gut koordiniert. Das Bild erinnert an einen Blütenhaften Charakter. Die feinen Strahlen die sich in einer leichten, zarten Verstrahlung zeigen, deuten auf einen lichtvollen, zarten Charakter hin.

 

Fazit:

Auf sehr anschauliche Weise spiegeln die Kristallisationsbilder die Gestaltbildenden und verwandelnden Wachstumsprozesse durch die Formkräfte der Natur wieder. Eine interessante Beachtung findet das Zusammenspiel von verschiedenen Nahrungsmitteln und ihrer Kombination, besonders ihre Veredelung durch die Kochkunst. Für mich war einmal mehr bei den Kristallbildern faszinierend zu beobachten, wie sehr man als Köchin oder Koch Einfluss auf die Nahrungsmittel hat. Deutlich ist das beim Kristallbild der Buttermilch, die mit der Hand gerührt wurde zu erkennen. Gerade bei der Frage, wie wirkt die Kochkunst auf die Nahrungsmittel liegt sicherlich noch ein interessantes Forschungsgebiet mit vielen Möglichkeiten vor uns. In diesem Zusammenhang möchte ich mit einem Auszug aus dem Ernährungsbuch von Heinz Grill abschliessen:

 

 „Sowohl das Wissen über Ernährung wie auch das Gefühl für harmonische Zubereitung und Zusammenstellung können beständig erweitert werden. Die Entwicklung des Menschen darf im Laufe eines Lebens niemals stagnieren; sie kann auch nicht zu einem Ende kommen, zu einem Punkt, wo alles erreicht ist. So ist auch die bewusste Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln, Kochkunst und Essverhalten an eine beständige Erweiterung gebunden.“

Ernährungsbuch: Ernährung und die gebende Kraft des Menschen, S., 25

 

Monika Lepold