Heilsame Wirkung der Mahlzeiten


Die heilsame Wirkung einer rhythmisch gestalteten Mahlzeit

 

Der Aspekt der Gestaltung ist ein Aspekt, dem wir bei der Zubereitung einer Mahlzeit manchmal etwas weniger Aufmerksamkeit geben. Meistens legen wir vor allem die Aufmerksamkeit auf die Qualität der Produkte die wir einkaufen. Und tatsächlich spielt die Qualität der Produkte eine nicht unbedeutende Rolle bei der Auswahl der Zutaten. Wenn aber dieser Aspekt der ausschlaggebende sein würde, dann wären wir als Mensch vollkommen von der Qualität der Lebensmittel abhängig. Dann gingen wir davon aus, dass vor allem die Qualität der Lebensmittel bestimmend auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit wirkt. Das stimmt natürlich zum Teil, aber wir haben als Mensch auch die Möglichkeit unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und zu entwickeln.

 

Ein aktiver Schritt liegt in der Eigenverantwortung zu unserem Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Wir benutzen die Ernährung dann nicht nur als Möglichkeit, um für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu sorgen, sondern als eine Möglichkeit um eine schöpferische Aktivität entwickeln zu lernen. Wir besitzen als Mensch eine Möglichkeit schöpferisch tätig zu sein, zu kreieren und zu gestalten. Ein Tier hat diese Möglichkeit nicht. Die Aktivität des Erschaffens ist eine Bewusstseinsaltivität und aktiviert unsere Bewusstseinskräfte, das sind das Denken, das Fühlen und die Willenskraft. Die Aktivierung dieser Kräfte hat eine sehr heilsame und aufbauende Wirkung auf unsere Lebenskräfte und wirkt weiter bis in den Körper. Sie sorgt auch für eine Wachheit und eine Lebendigkeit unserer Sinnesorgane und unserer Aufmerksamkeit. Wir haben also die Möglichkeit die Nahrung aus dem Bewusstsein heraus zusammenzustellen und sie zu gestalten.

 

Anhand eines Beispiels werden wir die unterschiedlichen Arten der Gestaltung einmal versuchen herauzuarbeiten. Wir kommen als Vater oder Mutter nach Hause und haben wenig Zeit um eine Mahlzeit für die Familie zuzubereiten. Wir machen dann schnell etwas zurecht, weil wir wollen dass etwas auf den Tisch kommt, und bereiten dann einige Dinge, die wir kennen, zu. Wir arbeiten auf diese Art mehr aus einer Gewohnheit heraus und geben dem Essen auch aus einer Gewohnheit heraus Gestalt. Meist erfahren wir die Essenszubereitung in dieser Art mehr als einen Trott und eine stressige Beschäftigung, dies vor allem nach einem anstrengenden Arbeitstag. Hier findet die Zubereitung der Nahrung mehr aus der Gewohnheit heraus statt und wir selber sind mit unserem Bewusstsein nicht so beteiligt. Die Gewohnheit steuert den Prozess.

 

Wenn wir nun den Kochprozess mehr als Möglichkeit sehen würden, in der eine neue Möglichkeit liegt eine Mahlzeit schaffend zu gestalten, dann kann auch eine neue Dynamik in der Zubereitung entstehen. Wir lernen dann den Trott und das Gewohnheitskochen zu durchbrechen und die Mahlzeit aus einem Gedanken heraus aufzubauen und zu kreieren. Wir sind dann auch nicht so sehr in dem Kochprozess untergetaucht, sondern studieren mehr diesen Kochprozess. Wir haben eine Idee und eine klare Vorstellung von dem was wir zubereiten wollen und steuern mit Übersicht durch den Zubereitungsprozess. Wir erfahren auf diese Art das Kochen auch nicht so sehr als Trott und eine stressverursachende Aktivität. Wir verlieren uns auf diese Art auch nicht in der Kochaktivität. Das Gegenteil wird hier sogar entwickelt, d.h. eine Ruhe, eine Beschaulichkeit und eine Übersicht während des Kochens.

 

Wir können dies noch weiter ausarbeiten anhand eines weiteren Beispieles. Stellen Sie sich vor, dass in einer Familie eine Spagettisoße gemacht wird, die immer mit den selben Zutaten bereitet wird und wo die Zutaten auch immer auf die selbe Art geschnitten werden. Hier könnten wir uns die Frage stellen, wie wir auf eine geistig aktivere Art diese Zubereitung gestalten könnten. Wie könnten wir der Spagettisoße eine derartige Form geben, dass die Esser nicht nur die Soße essen und der Hunger gestillt wird, sondern, dass sie aktiver Anteilnehmen am Essen und die verschiedenen Farben, Geschmacksrichtungen, Formen, Konsistenzen und Zutaten beispielsweise bemerken? Diese Frage aktiviert unsere mentale Anteilnahme und bringt uns näher an den Punkt, wie unsere Soße im Idealfall aussehen könnte.

 

Um die Spagettisoße zu gestalten, haben wir verschiedene Möglichkeiten. Wir haben beispielsweise die Farbe der Zutaten zur Verfügung, wie z.B. das Orange der Karotte, das Rot der Tomate, das Gelb-Orange des Kürbis, das Grün der Zucchini, das Rote von der roten Zwiebel usw.. Wir haben auch die verschiedenen Geschmacksrichtungen der Zutaten, die wir einsetzen können, wie das Süße, das Saure, das Bittere, das Herzhafte, das Herbe wie z.B. bei Peterselie oder Quark und das Scharfe. Es gibt auch noch die Form, auf die wir achten können. Wenn wir beispielsweise nur einmal schauen, in wie viele Formen wir eine klassische orange Karotte schneiden können, dann ist das erstaunlich viel. Auf dem Foto unten finden Sie ein Beispiel von ungefähr 20 verschiedenen Formen. Eine gleiche Zubereitung in jedesmal andere geometrische Formen geschnitten, sieht auch jedesmal anders aus und kommt einem anders entgegen.

 

Wir können die verschiedenen Aspekte der Formgebung auch immer weiter entwickeln. Wir können beispielsweise auch ein Bewusstsein entwickeln lernen für die Wirkung der verschiedenen Geschmacksrichtungen, die Wirkung der verschiedenen Formen, wie auch beispielsweise für die Wirkung der verschiedenen Zutaten. Eine Soße mit Kräutern wird anders wirken als eine Soße ohne Kräuter. Eine Spagettisoße auf Basis von Tomaten wird auch anders wirken im Vergleich zu einer Soße auf Basis von Kürbis zum Beispiel. Hier liegt also noch ein ganzes Feld offen, auf dem wir uns immer weiter schulen und entwickeln können.

 

Das rhythmische Gestalten der Nahrung ist eine Gestaltung aus dem Ideal. Wir gehen von einem tieferen Gedanken oder Ideal aus, machen uns eine Vorstellung und formen dann von dort aus unsere Mahlzeiten. Die Idee unseres Beispiels ist, dass wir unsere Mahlzeiten so lernen zuzubereiten, dass sie die Sinnesorgane des Essers berühren, so dass sie nicht so sehr aus einer Gewohnheit heraus essen oder um den Hunger zu stillen, sondern dass sie die Formen, Geschmacksrichtungen und Farben wahrnehmen lernen. Sie werden dann auch auf eine aktivere Art an der Mahlzeit teilnehmen und die Sinneswahrnehmungen mehr nach außen richten. Diesen Gedanken können wir uns vorstellen und können ihn dann anwenden, um unsere Spagettisoße gestalten zu lernen.

 

Wir machen uns von dieser Idee ausgehend eine Vorstellung, wie unsere Spagettisoße aussehen könnte in Form und Farbe, und wie wir wollen dass sie schmeckt. Wir könnten die Karotten in Dreiecke schneiden beispielsweise anstelle in runde Stückchen oder in Halbmonde oder in Quadrate. Die dreieckige Form wirkt anders als die runde Form und bewegt mehr die Aufmerksamkeit als die runde Form. Wir können mit den verschiedenen Gewürzen auch verschiedene Geschmacksrichtungen in die Soße bringen. Hier können wir beispielsweise entscheiden, ob wir sie gemahlen oder als ganzen Samen in die Zubereitung bringen oder frisch oder getrocknet zum Beispiel. Wir können auch mit Zutaten aus der Saison arbeiten und können sie im Winter mit Kürbis anstelle von Tomaten zubereiten zum Beispiel.
 

Heinz Grill, geistiger Lehrer, beschreibt das Rhythmische in der Vortrag „Der Astralleib und der Rhythmus“ folgendermaßen:

 

"Die eigentliche und tiefere, wahrere, rhythmische Ordnung liegt jedoch in dem Bewusstsein selbst und in dem verborgenen, sehnsüchtigen Hoffen dieses inneren Teiles, der nach den höchsten Prinzipien oder nach der höchsten Erkraftung strebt. Das Bewusstsein will allumfassend werden, es will vollkommen werden, sich einheitlich erleben.

 

Deshalb ist eine Art rhythmische Willensanforderung beständig in unserem Leben gegeben, die wir aber kaum einsehen können, da wir durch äußere Zeitrhythmen, physisch auferlegte Rhythmen und allgemeine, gesellschaftlich bedingte Rhythmen abgelenkt sind. Wenn es uns gelingt, das wir einmal die äußeren, oberflächlichen Rhythmen nicht gar so sehr als die wichtigste Priorität im Leben nehmen und uns einer tieferen, beschaulicheren, meditativen Stimmung hingeben, die in uns mit einer inniglichen Kraft angelegt ist, dann werden wir eine Entdeckung machen die ganz wesentlich ist für das gesamte aufbauende und aktivierende Dasein des möglichen Willens.

 

Dieses rhythmische Gestalten ist natürlich etwas, das wir entwickeln und üben müssen. Dieses Prinzip ist ein Prinzip, das auf alle Lebensgebiete angewendet werden kann und das wir hier auf das Fachgebiet der Ernährung anwenden. Es kann nach einiger Zeit eine Dynamik im Kochen entstehen, die sich sehr günstig und aufbauend auswirkt. Die Familienmitglieder werden meistens sehr froh sein zu sehen, was nun wieder zubereitet wurde. Diese bewusstseinsaktive Art des Kochens führt auch dazu, dass wir das Kochen anstelle von einer Gewohnheit zu einer kunstvollen, schöpferischen und heilsamen Aktivität lernen zu entwickeln. Wir haben als Mensch die Möglichkeit um aus unserem Bewusstsein oder unserer Seele etwas zu den Zutaten hinzu zu fügen, was sich dann letztendlich im Endergebnis ausdrückt."

 

Dies sind einige erste Gedanken zu einem Thema, das in der Zukunft noch viel detaillierter in den Unterrichtsstunden und Ausbildungen ausgearbeitet werden wird.

 

Text und Foto: Vegetarische Kochschule „De Zonnekeuken“ (Sonnenküche).

 

Die Rezepte sind entwickelt durch Heinz Grill oder durch die Sonnenküche auf Basis von Ideen von Heinz Grill, Rudolf Steiner und Johann Wolfgang Goethe. Die Rezepte können gerne weitergegeben oder für Veröffentlichungen verwendet werden. Dies jedoch bitte immer mit hinzugefügter Quellenangabe oder nach Anfrage.