Eiweiß in der Ernährung


Die verschiedenen Eiweißarten und ihre Wirkung auf den Menschen

 

Das Eiweiß, und vor allem die Qualität des Eiweißes die wir verwenden, ist Thema einiger Ernährungsartikel. Wenn wir die Sorten betrachten sehen wir, dass wir viele Möglichkeiten haben, beginnend bei mehr schweren und belastenden Eiweißen, bis hin zu leichteren und weniger beschwerenden Eiweißen. Ein wenig Einsicht in die Wirkung der verschiedenen Eiweißarten kann uns hier weiterhelfen in der Auswahl und Zusammenstellung unserer Mahlzeiten. Was früher mehr instinktiv oder intuitiv geschah in Wahl und Zubereitung unserer Nahrung, soll in der Zukunft mehr aus einem klaren Bewusstsein und durch Einsicht geschehen.

 

Entscheidend um etwas Erkenntnis über die Wirkungen des Eiweißes zu erwerben ist die Art, wie wir den Menschen sehen, oder das Menschenbild, von dem wir ausgehen.

 

Meist betrachten wir den Menschen aus der Sicht der Gesundheit. Hiermit ist die physische oder körperliche Gesundheit gemeint. Wir betrachten dann den physischen Menschen nachdem welche Bausteine er benötigt um gesund zu bleiben. Oder wir schauen, was der Mensch braucht um Energie oder ausreichend „Brennmaterial“ zu bekommen um gesund zu funktionieren. Von diesem mehr mechanischen Menschenbild geht auch das Ernährungsdreieck aus. Sie unterscheiden dann auch nicht wirklich zwischen den verschiedenen Eiweißqualitäten, sondern stellen die verschiedenen Arten unterschiedlos nebeneinander, als Möglichkeit einen ausgeglichenen und gesunden Körper zu erhalten. In diesem Menschenbild identifiziert sich die Persöhnlichkeit sehr stark mit dem Körper und der Gesunderhaltung dieses Körpers. Dieses Denken oder diese Art der Betrachtung, d.h. von den Bausteinen oder im Fall des Eiweißes von den Aminosäuren ausgehend, ist eine analysierende Art des Denkens und wir finden es vor allem im wissenschaftlichen Denken. Aus dieser Sicht gesehen stellt man auch zurecht fest, dass wir uns mit den verschiedenen Eiweißarten körperlich gesund erhalten können und dies sowohl mit pflanzlichen als auch mit tierischen Eiweißen.

 

Wir können den Menschen jedoch auch aus einer größeren oder integralen Perspektive betrachten. So können wir neben dem Körper und seinen vitalen Kräften auch das lebendige Bewusstsein und die Persönlichkeit oder das „Ich“ im Zusammenhang mit den verschiedenen Arten an Eiweißqualitäten betrachten. Hier kommen wir dann an den Punkt, wo Ernährung nicht einzig und allein mit der körperlichen Gesundheit, sondern auch mit der Entwicklung, genauer gesagt mit der Bewusstseinseintwicklung in Zusammenhang gebracht wird. Diese Betrachtungsart nennen wir die geisteswissenschaftliche Betrachtungsweise oder auch die integrale Betrachtungsweise, da sie den ganzen Menschen oder den Menschen mit Körper, Seele und Geist in Zusammenhang mit der Ernährung und hier dann vor allem mit den Eiweißen, betrachtet. Wir können uns dann fragen, wie die verschiedenen Eiweißarten mit unserem Bewusstsein und seinen drei Bewusstseinskräften oder Seelenkräften, das sind das Denken, das Fühlen und die Willenskraft, zusammenhängen.

 

In dem Buch „Ernährung und die gebende Kraft des Menschen“, von dem geistigen Lehrer Heinz Grill, finden wir ein klares, deutliches und konkret beschriebenes Bild, das für unsere Frage im Verband mit dem Zusammenhang zwischen den Eiweißen und dem Bewusstsein wegweisend sein kann. Er beschreibt dies folgendermaßen:

 

„Gerade mit dem Eiweiß, dem Protein, dem Urstoff des Lebens, sollte sehr achtsam umgegangen werden. Er besitzt je nach Qualität, Ursprung und Art für die Bewusstseinsentwicklung eine entscheidende Bedeutung. Das Eiweiß von Tieren ist beispielsweise nicht dasselbe wie das Eiweiß von Pflanzen, und wiederum innerhalb der Pflanzenfamilien sind die Eiweiße ebenfalls unterschiedlich. Der eiweißartige Urstoff des Lebens beeinflusst entsprechend der Auswahl die spirituelle Entwicklung des Menschen. So kann, je nachdem, was der Mensch an Eiweißsubstanz zu sich nimmt, sehr bald ein dumpferer Ton die Gedanken prägen oder ein leichterer, idealistischer Klang die Seele durchfluten. Die Unterschiede hängen von der immer bestehenden Eiweißdynamik, die sich in einem komplezierten Aufbau im Organismus befindet, ab. Je nachdem, wie diese Dynamik durch die Nahrungsaufnahme und durch die Einstellung des Menschen stattfindet, öffnet oder verschließt sich die Seele für die kosmischen Ströme. Die menschlichen inneren Organe sind dabei wichtige Funktionsstellen. Sie sind, wie der gesamte Körper, aus Eiweiß aufgebaut. Eine spezifische Strahlkraft geht von den Organen von innen auf den ganzen Organismus aus und bringt ein bestimmtes Wohlbefinden und eine Kraft zur Sinneswahrnehmung wie auch zum Denken hervor. Sind die Organe mit einer zu starken Eiweißüberladung belastet, so leidet damit die Offenheit zur höheren Geisteswelt. Diese Offenheit wird sehr wesentlich von dem qualitativen wie auch von dem quantitativen Konsum beeinflusst. Aus diesem Grunde sind sowohl die Art des Eiweißes als auch die Menge an Eiweiß sorgfältig in der Auswahl zu überlegen. Zu viel wie auch zu schweres Eiweiß schadet ebenso wie der auf der Gegenseite stehende Eiweißmangel.“ (S. 88 / 89)

 

Die schwereren Eiweiße binden das Bewusstsein und die Bewusstseinskräfte mehr an den Körper und bewirken so ein dumpferes Bewusstsein und Denken. Weiterhin wirkt dieses schwerere Eiweiß so, dass wir uns abgetrennt von einem größeren Zusammenhang fühlen und dass wir uns mehr mit unserem Körper und mit der Materie identifizieren. Ein Denken, das sehr stark kennzeichnend ist, das wir in unserer heutigen Kultur sehr stark verbreitet vorfinden, ist das körpergebundene Denken, das in dem wissenschaftlichen, analytischen, intellektuellen oder auch materialistischen Denken zum Ausdruck kommt. In unserer heutigen Kultur ist somit auch das schwerere Eiweiß vom Fleisch die hauptsächliche Eiweißquelle. Hier sehen wir ganz gut wie das tierische Eiweiß eine bestimmte Entwicklung fördert. Das wissenschaftliche, analytische Denken ist ein Denken, das das schwerere Eiweiß braucht.

 

Umgekehrt dann beschweren oder binden die leichteren Eiweiße das Bewusstsein und die Bewusstseinskräfte nicht an den Körper. Sie lassen das Bewusstsein freier und sie schaffen eine organische Basis, auf der sich ein freieres Denken oder ein körperfreieres Denken entwickeln kann. Obwohl, es ist nicht das Eiweiß an sich, das dafür sorgt, dass wir ein freieres Denken entwickeln, aber es schafft sehr wohl die Basis, auf der dies geschehen kann. Das körperfreie Denken müssen wir letztendlich selbst schulen und entwickeln. Hierzu ist eine organische Basis oder Unterstützung von Seiten der Ernährung von entscheidender Bedeutung. Die Eiweiße sind hier von ausschlaggebender Bedeutung und so bringen wir auch unsere Ernährung und unsere Entwicklung in eine Übereinstimmung. Dieses Denken nennen wir das schöpferisch - aktive Denken oder das geisteswissenschaftliche Denken oder auch das spirituelle Denken.

 

Die schwereren Eiweiße sind beispielsweise das Fleischeiweiß und das Eiweiß von Eiern, wobei das Schweine-Eiweiß dann noch ein schwereres Eiweiß ist als beispielsweise das Eiweiß von Huhn oder Fisch. Aber alle sind dies eher schwerere Eiweiße, die die Bewusstseinskräfte an den Körper binden. Weiterhin finden wir auch schwerere Eiweiße bei den Pilzen und den Hülsenfrüchten. Die Hülsenfrüchte oder die verschiedenen Sorten Bohnen, so können wir selbst leicht erfahren, enthalten keine leicht verdaulichen Eiweiße und, obwohl sie an einer Pflanze wachsen oder sich entwickeln, handelt es sich hier um Eiweiße die sich mehr zum Tierischen neigen. In einer Pflanze entwickelt sich hauptsächlich Kohlenhydrat und in geringem Maße Eiweiß. Das Eiweiß entwickelt sich hauptsächlich bei dem Tier und dem Menschen. Bei den Leguminosen oder den Hülsenfrüchten jedoch sehen wir demnach eine Verschiebung und Intensivierung von tierischen Kräftewirkungen, oder mit einem Fachbegriff astralischen Wirkungen, in das Pflanzenartige. Die Hülsenfrüchte entwickeln in der Frucht der Pflanze einen sehr hohen Anteil an Eiweiß und kaum Kohlenhydrat.

 

Tempeh

Leichtere Eiweiße sind beispielsweise das Milchprodukt-Eiweiß, das Getreide-Eiweiß und das Nuss-Eiweiß. Hier sehen wir dass Milchprodukte, obwohl von einem Tier hervorgebracht, doch dichter beim pflanzlichen Eiweiß stehen. Die Basis für die Milch formt das pflanzenartige Gras. Das Gras wird durch die Kuh in Milch umgesetzt, so wie der Nektar der Blumen von der Biene in Honig umgesetzt wird. Das Spezifische des Tierischen oder die astralischen Wirkungen, die wir im Blut finden, werden bei der Milch, wie auch bei dem Honig jedoch nicht verinnerlicht oder in das Nahrungsmittel aufgenommen. Dies ist anders, wenn wir das Fleisch selbst essen. Man kann selber lernen zu bemerken, wie das Milchprodukte-Eiweiß ein nicht so schweres Eiweiß darstellt und sicher wenn wir dieses Eiweiß in milchsaurer Form verwenden, oder in der Form von Quark oder Yoghurt. Hier könnten wir auch ein Unterscheidungsvermögen entwickeln, bezüglich der verschiedenen Milchprodukt-Eiweiße. So ist das Eiweiß vom Schaf schwerer als das Eiweiß von der Kuh und der Ziege. Aber alle diese Eiweiße sind eher leichtere Eiweiße und geben eine gute Basis um die Bewusstseinskräfte und die Persönlichkeit freier zu entwickeln. Von daher, dass in Indien das Milchprodukt-Eiweiß zur vegetarischen Küche gehört. Eine tiefe Weisheit liegt darin.

 

Ein interessanter geistiger Gedanke, oder mit einem Fachbegriff auch Imagination genannt, hinsichtlich Vegetarismus oder die Verwendung von „pflanzlichen“ Eiweißen oder dem Weglassen von tierischen Eiweißen finden wir auch bei einem anderen geistigen Lehrer, bei Rudolf Steiner, dem Gründer der Geisteswissenschaft oder der Anthroposophie. Im Jahre 1906 schrieb er bereits den folgenden klaren Gedanken, der sehr gut anknüpft an dem oben Beschriebenem hinsichtlich der Eiweißarten, die wir verwenden in Bezug zur Bewusstseinsentwicklung. Er beschreibt dies folgendermaßen:

 

„Stellen Sie sich vor, dass Jemand vor kurzem Vegetarier geworden ist. Bei diesem neuen Vegetarier verlaufen die Prozesse in seinem Unterleib in einer ganz bestimmten Weise. Bestimmte materielle Kräfte formen sich um zu geistigen Kräften. Werden diese jedoch nicht verwendet, dann üben sie einen nachteiligen Einfluss aus und können selbst die Gehirnfunktion angreifen. Derjenige, der sich nur mit Dingen beschäftigt, mit denen sich auch ein Bankangestellter oder ein normaler Mensch beschäftigt, kann sich selbst viel Schaden zufügen, wenn er sich keine spirituellen Ideen zueigen macht mit Hilfe der Kräfte, die durch seine vegetarische Lebensweise gespart werden. Darum muss ein Vegetarier sich gleichzeitig auf spirituellem Gebiet entwickeln, ansonsten kann er besser weiterhin Fleisch essen; sein Gedächtnis könnte angegriffen werden, bestimmte Gehirnteile können beschädigt werden, usw.. Es reicht nicht, dass man sich von Früchten ernährt um Zugang zu erlangen zu den höchsten Gebieten des geistigen Lebens.“

 

Das Weglassen von tierischen Eiweißen und das Umschalten auf pflanzliche Eiweiße arbeitet also tiefergehender als einzig und allein auf physischer oder körperlicher Ebene. Dieser Gedanke ist nicht gemeint um eine Angst zu verursachen, sondern mehr um eine tiefergehende Erkenntnis entwickeln zu lernen. Derartige Erkenntnisse aus einer integralen Sicht sind meiner Ansicht nach vor allem eine gute Ergänzung und Erweiterung zu der reichhaltig vorhandenen Literatur zu diesem Thema.

 

Diese geistigen Zusammenhänge die wir bei geistigen Lehrern finden, können wir -wenn wir sie selber schöpferisch aktiv lernen zu durchdenken - auch gewahr werden oder selber erfahren. Ein derartige Erkenntnis selber lernen zu durchdenken und gewahr zu werden kann dann tiefergehender und stärker wirken als das Glauben oder Annehmen einer wissenschaftlich unterlegten Studie.

 

Wenn wir die Ernährung im Zusammenhang mit der Entwicklung des Menschen betrachten und nicht nur aus einem gesundheitlichen Aspekt oder ökologischen Aspekt heraus, dann können wir unsere Eiweiße im Zusammenhang mit der von uns gewählten Entwicklung wählen. Unsere Ernährung und vor allem dann die Eiweiße, wirken dann unterstützend auf unsere Entwicklung. Interessant scheint mir hier, dass wenn man sich für die pflanzlichen Eiweiße oder leichteren Eiweiße entscheidet, dass man auch den Entwicklungsaspekt mit beachtet bei der Wahl. Dann gibt man „bewusst“ der Entwicklung, die man in seinem Leben wünscht, Form, unterstützt diese mit den passenden Eiweißen. Nicht nur eine Veränderung der Eiweiße, sondern auch ein anderes übereinstimmendes Denken scheint mir hier für die Zukunft ausschlaggebend zu sein.

 

Diese Info wurde erstellt durch die Kochschule „De Zonnekeuken“ (Die Sonnenküche). Die Rezepte oder die Info können gerne weitergegeben oder für Publikationen verwendet werden. Dies jedoch bitte immer mit Quellenangabe. 

 

Peter Vandermeersch