Der Ingwer


Der Ingwer und seine Wirkungsweise
Pflanzenbetrachtung
Der Ingwer gehört botanisch gesehen zu den Ingwergewächsen (Zingiberaceae). Diese Familie zeichnet sich durch ihre leuchtenden Farben aus, wie man sie auch beim Gelbwurz (Kurkuma), Kardamom und Galgant sehen kann.
 
Ingwer stammt aus Südostasien, wahrscheinlich China. Er wird in tropischen Ländern, wie Afrika, Brasilien, Indien, Jamaica und China angebaut. Er zählt mit zu den ältesten Gewürzen der Menschheit und wurde bereits im Altertum von Arabien aus in die europäischen Länder geliefert.
 
Der viel verzweigte Wurzelstock bildet an den Stellen wo die Blatt- und Blütentriebe heraus schießen, rundlich angeschwollene Knollen aus. Die Blattsprosse strecken sich dann kniehoch empor. Am Hauptspross sitzen lang geformte Blätter. Die Blütenregion erscheint kolbenartig und ist von scheinbar schuppig verkümmerten Deckblättern gebildet. Aus diesen Achseln wachsen wenige grünlich-bräunlich-violette Blüten schlundartig hervor.
 
Ingwer kommt meist geschält als weißer Ingwer in den Handel. Der weiße Ingwer wird teilweise noch gebleicht damit er heller aussieht. Hierzu wird er nach der Ernte in kochendes Wasser gegeben, wobei die vorhandene Stärke verkleistert.
 
 
 

aus Koehler’s Medizinalpflanzen, herausgegeben von G. Pabst, 1898
aus Koehler’s Medizinalpflanzen, herausgegeben von G. Pabst, 1898

aus Koehler’s Medizinalpflanzen, herausgegeben von G. Pabst, 1898

 

Inhaltsstoffliche Zusammensetzung

Die wichtigsten Würzstoffe in der Ingwerwurzel sind die ätherischen Öle. Das so genannte Ingweröl ist bis zu 3% im Rhizom enthalten. Seine Farbe basiert auf einem natürlichen Farbstoff, der auch im Kurkumagewürz enthalten ist, und Curcumin heißt. Daneben enthält Ingwer Harze, Zucker, Stärke und etwas Fett. Bestimmend ist beim Ingwer seine würzende und farbliche Eigenschaft. Ingwer hat einen erfrischenden, zitronenartigen Geruch. Er zeichnet sich durch einen scharfen, beißenden Geschmack aus.

Verwendung in der Küche

Er wird in der Küche vielfach in der frischen, rohen Form geschätzt. In dieser wird er gerieben oder fein gehackt. Manchmal wird er auch in Wasser eingeweicht und dann den Gerichten ohne langes kochen hinzu gegeben. Wenn frischer Ingwer lange gekocht wird, steigt seine Schärfe aber sein Aroma geht zurück.

 

Die Verwendungsart ist in den verschiedenen Ländern unterschiedlich. Eine indische Variante: Man brät gehackten Ingwer in Butterfett oder Öl, meistens zusammen mit einer Zwiebel und Knoblauch. So weicht die Schärfe zugunsten eines feinen Aromas und es entsteht eine gute Basis für feinwürzige Saucen. Getrockneter Ingwer ist ebenfalls eine optimale Zutat für Currypulver.

 

 

 

Wirkungsweise vom Ingwer

Ingwer weist eine entkrampfende Wirkung auf. Er wird deshalb vor allem bei nervösen Magenbeschwerden, Reiseübelkeit, Blähungen und Muskelverspannungen empfohlen. Ebenso wirkt er vorbeugend gegen die so genannten Verhärtungskrankheiten (antirheumatisch) und leberstärkend.

 

Eine bisher wenig bekannte Wirkung steht mit dem Organschmecken im Zusammenhang, das Udo Renzenbrink in einem Merkheft „Vom Wert des Würzens“ beschreibt. Die Leber schmeckt mit, ebenso wie alle anderen Organe ein spezifisches Geschmackserleben haben. Dieses Geschmackserleben „steigert die Funktionstüchtigkeit des Organs bis in die verborgenen Tiefen hinein“. Die gute verdauungsfördernde Wirkung wird mit der Anregung durch das Organschmecken in Verbindung gebracht.

 

Haben alle Gewürze einen Blütenhaften Charakter?

Es gibt die Aussage von Heinz Grill, dass alle Gewürze blütenhaft wirken. Wie ist dieses zu verstehen, wenn man bei manchen Gewürzen einmal Wurzel, Blätter, Blüten oder Samen verwendet?

 

Eine Antwort darauf können wir vielleicht den Ausführungen von Udo Renzenbrink entnehmen. Er schreibt in seinem Merkheft „ Vom Wert der Gewürze“ , dass im Blütenprozess einer Pflanze die aromatischen Duftstoffe entstehen, die wir unter der Bezeichnung „aetherische Oele“ kennen. Diese verströmen sich bei den Pflanzen in ihrem Blütenduft. Bei den Gewürzkräutern werden die ätherischen Öle in den Blättern und den weiteren Pflanzenorganen angereichert und bewahrt. Der Blütenprozess, der mit dem Licht und der Wärme der Sonne im Zusammenhang steht, verausgabt sich nicht durch schöne Farben und Formen. Dieser läuft eher unscheinbar, aber er greift tiefer in den übrigen pflanzlichen Organismus ein. Dadurch führt er sogar zu Aromatisierung der Wurzel und des Sprosses.

 

Nehmen wir beispielsweise die Blüte der Ingwerpflanze und vergleichen wir sie mit der prachtvollen Blüte einer Rose können wir diese Gedanken von Udo Renzenbrink sicherlich leicht nachempfinden. Die Rose verausgabt all ihre Kraft in die Bildung der Rosenblüte mit den bezaubernden Blütenblätter und dem lieblichen Duft. Der Stängel ist holzig und weist mehr schon den Charakter einer Wurzel auf. Die Blätter haben keinen Duft. Beim Ingwer hingegen ist die Blüte weder aussergewöhnlich, noch ausgeprägt oder prachtvoll. Wir finden bei der Ingwerpflanze tatsächlich den gesamten Duft in der Wurzel. Auch die schöne hellgelbliche Farbe weist auf die Lichtbeziehung und den Blütencharakter hin.

 

Monika Lepold